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Ein Bericht von Bentik, Lilli, Maisha und Milan, K1

Im Rahmen der Projekttage fuhren wir, der Ethik Leistungskurs des Abiturjahrs 2025, mit den Ethikfachlehrerinnen Frau Greulich und Frau Hahner nach Heidelberg.

Gleich am ersten Tag unserer Kursfahrt liefen wir hoch zum Schloss, um uns die berühmten Heidelberger Schlossfestspiele anzusehen. Die Bühne befand sich im sogenannten „Dicken Turm“. Von dort aus hatten wir einen einzigartigen Blick über die Heidelberger Altstadt.
„Bezahlt wird nicht“ - so hieß das Theaterstück, das wir uns angesehen haben.

Und darum ging es in dem Stück: "Im Supermarkt bricht ein Tumult aus, als die Kunden sich über die erneut gestiegenen Preise beschweren. Antonia, eine der Hauptdarstellerinnen, zögert zunächst, schließt sich dem Tumult dann aber an und läuft mit vollgepackten Taschen aus dem Supermarkt. Dabei ruft sie im Chor mit den anderen Kunden: „Bezahlt wird nicht!“ Zu Hause angekommen muss sie die Einkäufe jedoch verstecken, weil sie weiß, dass ihr Ehemann die Diebstähle nicht gutheißen würde.
Als ihr Mann dann schließlich nach Hause kommt, entbrennt zwischen den beiden eine hitzige Diskussion über die Ladendiebstähle und einen Streik in der Fabrik, in welcher der Mann arbeitet. Antonia versucht ihn von der Richtigkeit, ja der Notwendigkeit dieses Widerstandes zu überzeugen. Er zeigt jedoch keine Einsicht und droht seiner Frau mit Gewalt, sollte er herausfinden, dass sie auch geklaut habe. Antonia weist ihn darauf hin, dass sie keinen Bissen Essen mehr haben und auch kein Geld, um welches zu kaufen. Dann geht sie und lässt ihren Mann überfordert und schockiert zurück. Kurz darauf kommt ein Polizist herein - im ganzen Viertel werden aufgrund der Diebstähle Hausdurchsuchungen durchgeführt. Wieder entbrennt eine hitzige Diskussion, diesmal zwischen Antonias Ehemann und dem Polizisten. Schließlich gelangen die beiden zu einer Realisation: Sie sind Klassengeschwister. Sie gehören beide zum Proletariat, sind beide auf ihren schlecht bezahlten Job und das Wohlwollen ihrer Arbeitgeber angewiesen.
Aus Solidarität verzichtet der Polizist auf die Hausdurchsuchung. Zum Abschied strecken beide ihre Fäuste in die Luft und rufen laut „Rotfront!“, den Gruß des Roten Frontkämpferbundes.

Diese Szene ist in mehrerlei Hinsicht enorm wichtig. Zum einen stellt sie einen direkten Aufruf zum Klassenkampf dar, zum Bruch mit dem bestehenden kapitalistischen System. Zum anderen ist es auch eine Hommage an die Pressefreiheit. Schließlich ist der Rote Frontkämpferbund offiziell verboten.

Außerdem, und dieser Punkt ist besonders wichtig, reagieren die zwei Proletarier hier auf eine Krise, indem sie sich nach links orientieren.
Damit spricht sich der Theaterregisseur Phillip Löhle, der die in Heidelberg aufgeführte Version des Theaterstücks geschrieben hat, gegen den Rechtsruck aus, den Europa seit Jahren erlebt.

Das Theaterstück eskaliert weiter, als der BND in Form eines einzelnen Agenten mit dem Namen „Herr BND“ auftaucht. Herr BND soll ebenfalls die Ladendiebstähle untersuchen und lässt, anders als der Polizist, nicht mit sich reden. Er versucht schließlich, sich Antonia zu schnappen, woraufhin diese ihn mit der Hilfe einer Freundin umbringt.  An dieser Stelle wird also erneut auf radikale Weise der Aufstand des Proletariats gegen die Repressionsorgane des Staates gefordert.

Schließlich kommt es zum großen Showdown. Antonia und ihre Freundin treffen mit Antonias Ehemann zusammen. Antonia gesteht ihm, dass sie im Supermarkt geklaut hat. Er gesteht ihr daraufhin, dass er inzwischen mit dem Ehemann ihrer Freundin ebenfalls einen Diebstahl begangen hat - sie haben säckeweise Reis gestohlen.

Die Versöhnung wird jäh unterbrochen, als plötzlich ein Immobilienmakler zur Tür hereinstürmt. Er kündigt an, dass der Dicke Turm abgerissen werden soll, damit auf der Fläche teure Luxusappartements gebaut werden können. Ein Banner wird entrollt, auf dem das Schloss Heidelberg zu sehen ist. Statt dem Dicken Turm befindet sich in der Mitte jedoch ein Hochhaus aus Glas und Stahl.
Antonia und die anderen realisieren entsetzt, dass sie geräumt werden sollen. Dann überwinden sie ihren Schock und beginnen, auf dem Tisch zu tanzen. Die Botschaft ist klar: Sie gehen nicht weg, sondern besetzten das Haus.

Dann erwacht jedoch plötzlich der tot geglaubte BND wieder zum Leben, und im nächsten Moment geht das Licht aus - den Hausbesetzern wurde der Strom abgestellt. Applaus brandet auf, das Theaterstück im einzigartigen Ambiente des Heidelberger Schlosses ist vorbei und damit auch ein sehr gelungener Theaterabend, der uns zum Nachdenken und Diskutieren über soziale Gerechtigkeit angeregt hat."

Vielen Dank an den die ANGELL Schulstiftung für das großzügige Sponsoring der Eintrittskarten!

Am zweiten Tag unserer Kursfahrt nahmen wir an einem sehr interessanten Philosophieseminar zu dem Vortrag „Ethik als erste Philosophie“ von Emmanuel Levinas bei dem Dozenten der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg Dr. Thomas Arnold teil. Nachdem wir uns im Innenhof der Uni versammelt hatten, ging es in einen Seminarraum, in dem uns Dr. Thomas Arnold durch Close reading sehr gekonnt diesen komplexen Text näherbrachte. 

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Dabei ging es um Fragen rund um das „Sein“. Während wir einen Ausschnitt aus Levinas´ Buch gelesen haben, haben wir gelernt, wie wir am besten mit Texten arbeiten, die sehr komplexe Zusammenhänge haben. So wurden wir auf eine sehr lehrreiche Weise durch den ganzen Vortrag geleitet, in dem wir einen Einblick in die Komplexität der Metaphysik bekommen haben. Abgesehen von der Frage, was es überhaupt bedeutet, zu sein, ging es darum, wie sich Sein überhaupt rechtfertigt. Dies ist dann der Themenbereich, in dem die Ethik relevant wird, also der Teil, in dem es um das Aufeinandertreffen verschiedener Formen des Seins geht.

 

     Insgesamt hat das Seminar uns einerseits auf eine sehr interessante Weise gezeigt, wie weit die Philosophie reicht. Andererseits haben wir aber auch gelernt wie man mit komplizierten Texten so umgeht, dass man am Ende die Zusammenhänge gut verstehen kann. Der Besuch des Seminars war sehr lohnenswert und lehrreich, wofür wir sehr dankbar sind.

Nach dem Levinas-Seminar und einigen Stunden, die wir zur freien Verfügung hatten, haben wir uns entschieden, gemeinsam auf der Neckarwiese zu picknicken. Davor ist jeder noch in den Edeka gegangen und hat sich Sachen zum Picknicken geholt. Als wir schließlich Frau Greulich und Frau Hahner mit einer großen Ausbeute auf der Wiese getroffen haben, sind auch die anderen eingetrudelt. Zwischen Gänsemist und anderen Leuten haben wir dann gepicknickt. Das Essen war sehr, sehr lecker und jeder war danach mehr als satt. Wir haben auch einige Spiele gespielt, zum Beispiel Tabu oder auch Top 10. Es war sehr lustig und wir haben alle viel gelacht.

Am dritten Tag, dem letzten Tag der Kursfahrt, stand eine philosophische Wanderung mit dem Ethikdozenten Dr. Max von Sponeck an. Dabei wanderten wir über den Heidelberger Philosophenweg, ein Weg mit einem wunderbaren Blick über die Heidelberger Altstadt und das Schloss. Von dort aus war es uns sogar möglich, den „Dicken Turm“ des Schlosses zu sehen, in welchem wir zwei Tage zuvor saßen und das Theaterstück angeschaut hatten. In den zwei Wanderpausen hörten wir zwei kurze Vorträge von Max von Sponeck zum Thema Gerechtigkeit an. Im ersten Vortrag ging es um das Verständnis beziehungsweise die Definition von Gerechtigkeit in der Antike, und wie diese sich bis heute verändert hat. So wurden die Positionen Platons, Aristoteles sowie von Vertretern der Philosophenschule der Stoa vorgestellt. Auch die Ansichten Immanuel Kants und Karl Marx wurden nicht ausgelassen.

2024_Ethik_Leitsungskurs_5.jpeg     Der zweite Vortrag handelte vom modernen Verständnis der Gerechtigkeit, welches vor allem vom Philosophen John Rawls geprägt wurde. In seinem Differenzprinzip beschreibt er eine soziale Gerechtigkeit, bei der gesellschaftliche Vorteile für einige nur gerecht sind, wenn sie auch den weniger Begünstigten zugutekommen. Dies bedeutet, dass Ungleichheiten nur dann akzeptabel sind, wenn sie die Lage der am wenigsten privilegierten Mitglieder der Gesellschaft verbessern. So endete die Kursfahrt in gewisser Weise wie sie anfing, mit dem Thema Gerechtigkeit, am Anfang im Theaterstück „Bezahlt wird nicht“ in Form von sozialer Gerechtigkeit, und nun mit moralischer und ethischer Gerechtigkeit.

 

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